Das Projekt  bzw. die einzelnen Teilprojekte wurden abgeschlossen und sind in der Öffentlichkeit nicht mehr zu sehen. Weiterhin zugänglich bleiben die Dokumentation und didaktischen Materialien. Diese können weiterverwendet werden.

Grundlagen

Kunst und Religion

Die Geschichte von Kunst und Religion ist seit jeher miteinander verwoben. Schaut man sich die Erzeugnisse frühester Kunst an (z.B. Knochenflöten oder die Venus von Willendorf) haben diese – so wird vermutet – immer auch einen kultischen bzw. einen religiösen Zweck.
Besonders im Mittelalter war die Kunst in erster Linie im Dienst der Kirche zu finden: Klöster und Bischöfe beauftragten Künstler zur Ausgestaltung ihrer Kirchen und schufen so manches Werk, das heute in einem historischen Museum oder einer Kunstgalerie zu finden ist.
Mit dem aufkommenden Bürgertum der Neuzeit löste sich dieses Verhältnis auf und die Kunst emanzipierte sich teilweise - und blieb doch auch Teil der Kirche mit einem pädagogischen Impetus.

 

(Post-)Moderne Kunst lässt sich wie die Kunst im Altertum wieder mehr als eine existenzielle Auseinandersetzung mit (religiösen) Fragen nach Sinn, Ursprung und Ziel des Lebens oder den Grenzen des eigenen Denkens und Handelns lesen. 

 

Artikel Eine religiöse Intention braucht es nicht Rupert Pfab

Leseprobe Kunst und Religion im Zeitalter des Postsäkularen Henke/Spalinger/Zürcher

Artikel Ballwechsel zwischen zeitgenössischer Kunst und Theologie Theresa Stampler

Vortrag Gott hat kein Museum Johannes Rauchenberger

Einführung Von der Nutzlosigkeit der Kunst und der Religion Bischof Franz Kamphaus

Kunst und Religion im Religionsunterricht

Für den Einbezug von Kunst im Religionsunterricht gibt es bereits verschiedene Ansätze, die von der Deutung und Interpretation über die Geschichte bis hin zur Produktion eigener Werke reicht.

In den Materialien sollen verschieden Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie Kunst im (Religions-)Unterricht einen Platz erhalten kann - sowohl grundsätzlich als auch konkret.

 

Heft Religion unterrichten - Kunst und Religion

Heft RelliS - Religion 504037

Heft Katechetische Blätter - Klug vermitteln 500023

 

(Die angegebenen Ziffern beziehen sich auf die Mediothek der Fachstelle Religionspädagogik, in der die Medien ausgeliehen oder kopiert werden können.)

Didaktische Hinweise

Kunst ist keine Alternative zum Text, ist nicht Auflockerung für den Unterricht und auch nicht nur eine Abwechslung für die Schüler*innen. Kunst ist vielmehr ein Weg (neben anderen Wegen) direkt in das Wesentliche des Glaubens einzutauchen.

In den folgenden didaktischen Impulsen und ergänzenden Materialien soll sichtbar werden, dass Religion und Kirche, so wie wir sie kennen, ohne Kunst nicht zu verstehen wären – und wohl auch emotional nur schwer nachzuempfinden. Es sind die Werke der bildenden Kunst, der Musik, der Literatur und der darstellenden Kunst, welche den spirituellen Reichtum überhaupt erst zugänglich, erfahrbar und vermittelbar zu machen vermögen.

Die drei Teilprojekte des 150-Jahr-Jubiläums der beiden Landeskirchen im Thurgau (die Projekte Himmelsleiter, Opaion und Bildstöckli) laden ein, sich zu fragen, welchen Stellenwert Religion in der Öffentlichkeit hat. Die Kunstprojekte provozieren diese Frage, indem sie Objekte in den öffentlichen Raum stellen und Menschen mit sich selbst, der eignen Interpretation, einer offenen Ästhetik – und allenfalls mit einer (gewollten) Irritation konfrontieren.

Die Thematisierung im Unterricht (konf. RU oder ERG) kann als Besuch eines der Teilprojekte gestaltet werden – und/oder als Auseinandersetzung mit dem Thema Kunst und Religion im Klassenzimmer.

Warum überhaupt Kunstwerke als Zugang zu religiösen Fragen oder zur spirituellen Erbauung in Betracht ziehen? Die Antwort ist einfach: Kunst und Religion entspringen zu einem guten Teil existenziellen Fragen und schöpfen aus denselben Quellen.

Unterrichtsideen Sek I/II

Teilprojekte

Kunstinstallation «Himmelsleiter»

Der Walliser Künstler Vincent Fournier hat sich in der Kartause Ittingen mit dem Motiv der Himmelsleiter auseinander gesetzt. In zweifacher Hinsicht ist das Thema der Himmelsleiter an diesem Ort angelegt, nämlich mit einer Inschrift im Chor der Klosterkirche, aber auch ganz physisch in der Form von steilen Treppen durch den Rebberg. Fournier setzte sich im übertragenen Sinn mit dem Verhältnis von Gesellschaft und Religion auseinander: Wohin führt mich die Himmelsleiter? Wie ergeht es mir auf dem Weg dorthin? Was erwartet mich dort? Fournier, der selber mit einem Bein im Kapuzinerkloster in Sion lebt, führt uns durch seine Installation mit dem Auf- und Absteigen in die Tiefen der christlichen Spiritualität.

Kunstinstallation Bildstöckli

Studierende von Kunst- und Gestaltungsklassen der Hochschule Luzern haben sich mit der Form der Bildstöckli auseinandergesetzt. Bildstöckli sind kleine Häuschen, die in katholischen Gebieten mit Marienfiguren, Kreuzen, Kruzifixen, Heiligenfiguren und -bildchen, Gebeten, Blumen, Kristallen, Fundstücken aller Art, Kerzen usw. ausgestattet sind und oft am Wegrand anzutreffen sind. Diese Form der kirchlich unkontrollierten Volksfrömmigkeit bietet den Studierenden die Möglichkeit, sich individuell mit Religion, Glauben, Gesellschaft, Materialismus, Metaphysik und Religionskritik auseinanderzusetzen.

Zwischen dem Kloster Fischingen und der Ottenegg entstanden so fünf zeitgenössische und künstlerische Interpretationen von Bildstöckli und säumen den Weg. Diese laden dazu ein, sich mit dem eigenen Verhältnis zu Glaube und Religion auseinanderzusetzen.

Kunstinstallation Ottenegg

Die Thurgauer Künstler*innen Karl Steffen und Heidi Schöni, kurz steffenschöni, werfen in der Umgebung des Klosters Fischingen einen säkularen Blick auf das Verhältnis von Gesellschaft und Religion. Ihre Arbeit findet an einem mit sakraler Kunst aufgeladenen Ort statt, nämlich auf der Ottenegg oberhalb von Fischingen, wo eine Waldkapelle und eine Mariensäule aus der Zeit des Kulturkampfs anzutreffen sind.

Im Gelände zwischen der Mariensäule und dem Wasserreservoir wird eine Chromstahlplatte mit einem Durchmesser von 7 m eingelassen. Die Platte spiegelt bei schönem Wetter den Himmelsausschnitt über ihr und bei Regen ist ihre Oberfläche von den auftreffenden Regentropfen bewegt.

An der Marienfigur aus Gusseisen wird ein Blitzmessgerät angebracht, dieses misst während der Ausstellungsdauer mögliche Blitzeinschläge. Die Messwerte werden übertragen und visualisiert. Die Ergebnisse werden mit weiterem Informationsmaterial über die Mariensäule, die geschichtlichen Hintergründe aus der Zeit ihrer Errichtung und die Entwicklungsetappen des Projektes „Ottenegg“ im Kloster Fischingen einsehbar sein.

"Unsere Arbeit ist primär eine Reaktion auf die landschaftliche Situation in der die Mariensäule wie eine Kompassnadel am Rande des steil abfallenden Geländes steht. Sie ist eine offene und wertfreie Interpretation, eine neugierige Annäherung und eine ästhetische Entscheidung. Der Ort mit seiner wunderbaren Aussicht und der einzigartigen Marienfigur wird neu interpretiert: Wir nehmen auf, was bereits vorhanden ist und fügen ein neues Element hinzu. Die beiden Objekte laden sich gegenseitig auf und ergänzen sich zu einem neuen landschaftlichen Reflexionsraum."

Die einzelnen Kunstobjekte sind im öffentlichen Raum und können individuell (auch mit den geltenden Covid-19 Restriktionen) aufgesucht werden.