Zürich, 2.3.22 (kath.ch/Red.). «Es reicht nicht, auf Rom zu warten», sagen Vertreterinnen und Vertreter der Jugendarbeit im Bistum Basel. Sie haben einen Podcast lanciert. Das Ziel: Die Ergebnisse der diözesanen Versammlung in Basel sicherzustellen. Aus Worten sollten Taten werden.

Bald ist es ein halbes Jahr her, dass Papst Franziskus den synodalen Prozess in Rom eröffnet hat. Seitdem wurde viel gefragt, gesprochen, diskutiert – konkret geändert hat sich aber noch nichts.

«Es reicht nicht, auf Rom zu warten»
Und trotzdem hat sich manches getan. Das Bistum Basel hat im Januar in geschlossener Gesellschaft die Ergebnisse einer diözesanen Umfrage diskutiert. «Die Stimmung war gut», sagt Christine Unterberger. Sie arbeitet für die Fachstelle Jugend und junge Erwachsene im Aargau. Zusammen mit ihrem Solothurner Kollegen Thomas Bouteiller hat sie die Einführungs-Folge eines neuen Podcast gestaltet. Er heisst «Hingehört», kath.ch ist Medienpartner. «Es reicht nicht, zuzuhören», sagt Christine Unterberger. «Und es reicht nicht, auf Rom zu warten.»
Mehr mitreden, mehr mitbestimmen: Das Thema Partizipation könne schon jetzt vor Ort stärker umgesetzt werden. Partizipation heisse auch: Die Ergebnisse festzuhalten, Fortschritte einzufordern und regelmässig zu überprüfen.
«Wir wollen nicht, dass die Ergebnisse der diözesanen Versammlung in Vergessenheit geraten. Deswegen berichten wir über unsere Erfahrungen und machen die Ergebnisse bekannt», sagt Thomas Bouteiller.

Die Kirche schliesst Frauen und LGBTQI+-Menschen aus
27 Fragen, zehn Themenfelder: Die Struktur der «Wir sind Ohr»-Umfrage spiegelt sich in den einzelnen Podcast-Folgen wider. Mit «Themenfeld 1: Die Weggefährten» machen Bianca Rehm und Jean-Pierre Sitzler den Anfang. Beide arbeiten im Thurgau: Bianca Rehm ist im Vorstand der «Ministrant*innenpastoral», Jean-Pierre Sitzler arbeitet in der Erwachsenenbildung.
«Themenfeld 1: Die Weggefährten» handelt von den heissen Eisen des synodalen Prozesses. «Ganze 77 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht die gleichen Rechte erhalten wie Männer», schreibt das Meinungsforschungsinstitut GFS Bern in der Studie für das Bistum Basel. «Über 60 Prozent sehen LGBTQI+-Menschen und Geschiedene als aussen vorgelassen. Weiter sind 56 Prozent der Dialoggruppen der Auffassung, dass Jugendliche sich oft nicht zugehörig fühlen, da die kirchlichen Ausdrucksformen nicht auf sie zugeschnitten sind», heisst es in der Studie weiter.

Ideal und Wirklichkeit
«Anspruch und Realität der Kirche als Gemeinschaft oder als Weggefährtinnen und Weggefährten sind weit entfernt», sagt Jean-Pierre Sitzler. «Viele Menschen haben das Ideal von Kirche, dass wir allen Menschen gegenüber offen und einladend sind. Leider stehen die Ausschlusserfahrungen diesem Ideal entgegen.»
Entsprechend lautet ein Anliegen der diözesanen Versammlung in Basel: Das katholische Lehramt brauche dringend mehrere Updates. «Die Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte aus Theologie, Sozial- und Humanwissenschaft müssen aufgenommen und entsprechend für die Lehre der Kirche eingesetzt werden», sagt Jean-Pierre Sitzler. «Das betrifft im Besonderen die Zulassungsbedingungen für das Weihesakrament und die Aussagen zur Sexualmoral.»

Den Traum im Hier und Jetzt leben
Jean-Pierre Sitzler erzählt im Podcast, er träume von einer Kirche, «in der alle Menschen willkommen und aufgenommen sind». Zu kath.ch sagt er: «Ich bin nicht naiv, was Reformen in der Kirche betrifft. Umso wichtiger ist, den Traum vor Ort schon so gut wie möglich zu leben.» 

Raphael Rauch, kath.ch/Red.


Podcast «Hingehört»

In den nächsten Wochen veröffentlicht kath.ch in Zusammenarbeit mit den Fachstellen die weiteren «Hingehört»-Folgen zum synodalen Prozess im Bistum Basel:
Themenfeld 2: «Zuhören» mit Remo Meister und Christine Unterberger
Themenfeld 3: «Das Wort ergreifen» mit Marcella Criscione und Thomas Bouteiller
Themenfeld 4: «Feiern» mit Murielle Egloff und Bianca Rehm
Themenfeld 5: «Mitverantwortung in der Sendung» mit Christine Unterberger und Thomas Bouteiller
Themenfeld 6: «In der Kirche und Gesellschaft den Dialog führen» mit Remo Meister und Marcella Criscione
Themenfeld 7: «Austausch mit anderen christlichen Konfessionen» mit Martin Brun und Urs Bisang
Themenfeld 8: «Autorität und Teilnahme» mit Urs Bisang und Christine Unterberger
Themenfeld 9: «Unterscheiden und Entscheiden» mit Mirjam Lachenmeier und Jean-Pierre Sitzler
Themenfeld 10: «Sich in der Synodalität bilden» mit Thomas Bouteiller und Marcella Criscione

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Quelle: © Bistum Basel
Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne «Wir sind Ohr».
 
 
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Quelle: Detlef Kissner
Bianca Rehm ist Jugendarbeiterin im Pastoralraum Nollen-Lauchetal-Thur.
 
 
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Quelle: Kath. Landeskirche Thurgau
Jean-Pierre Sitzler leitet die Fachstelle Kirchliche Erwachsenenbildung der Landeskirche Thurgau.
 
 
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Quelle: Kath. Landeskirche Thurgau
Murielle Egloff ist Stellenleiterin der Fachstelle Kinder und Jugend der Landeskirche Thurgau.
 

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