Über die Asylseelsorge

Die Grundgedanken der Asylseelsorge beruhen auf der biblischen Tradition des Asyls, der Gastfreundschaft, der Anteilnahme am Leben und am Glauben des Gegenübers und auf christlichen Grundrechten wie Menschenwürde und Rechtsgleichheit. Deshalb können alle Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion, die Hilfe der Asylseelsorge in Anspruch nehmen.

Asylsuchende befinden sich in hoch belastenden Lebenssituationen. Seelsorgerinnen und Seelsorger kümmern sich um das Wohlbefinden der Schutzsuchenden und begleiten sie. In Spitälern, Gefängnissen und Heimen haben die Seelsorgedienste bereits eine lange Tradition. Seit dem Jahr 1995 besteht auch eine Vereinbarung zwischen dem Staatssekretariat für Migration, den Landeskirchen und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund. Diese regelt die Grundsätze zur Ausübung der Seelsorge in Bundesasylzentren:

Als Seelsorger und Seelsorgerinnen

  • begegnen wir allen Menschen mit Wertschätzung – unabhängig ihrer Religion, ihres Geschlechts, ihrer Ethnie oder Herkunft.
  • nehmen wir Menschen als Ganze wahr, mit ihren körperlichen, seelischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen.
  • bieten wir uns als menschliches Gegenüber an, ohne uns aufzudrängen und einseitige Abhängigkeiten vermeidend.
  • nehmen wir Gefühle wie Wut, Trauer, Freude, Lust, Hass und Zuneigung ernst.
  • sind wir uns der Kostbarkeit des Vertrauens, das uns geschenkt wird, bewusst und gehen behutsam damit um; wir stehen unter Schweigepflicht.
  • verfügen wir in manchen Zentren über einen Gesprächsraum und einen Raum der Stille / des Gebets. Im BAZ Kreuzlingen durften wir einen Raum der Stille einrichten.

 

Wann und wie kommt die Seelsorge zum Tragen?

Einige Beispiele:

Ali wirkt abwesend und sitzt oft allein.  Die Seelsorgerin hat ihn angesprochen, da beginnt Ali zu erzählen. Die Seelsorgerin nimmt sich Zeit und hört zu.
Dia schämt sich für das, was ihr passiert ist.  Die Seelsorgerin hört ihr zu und ermutigt sie, eine Fachperson aufzusuchen.
Emina ist aggressiv und fordernd. Die Seelsorgerin wendet sich ihr zu und fragt nach, woher ihre Wut kommt.
Fatum trauert um seine verstorbene Tochter.  Der Seelsorger hat mit ihm geschwiegen. Gemeinsam suchen sie nach einem Abschiedsritual.
Li lebt für die Musik.          Der Seelsorger nimmt ihn mit ins Begegnungscafé, wo er mit anderen Gästen musiziert.
Zheng sucht Halt im Glauben und wünscht ein Gebet.  Der Seelsorger betet mit ihm.
Cem möchte mit seinen Glaubensgenossen den grossen Feiertag begehen.  Die Seelsorgerin vermittelt den Kontakt zur entsprechenden Religionsgemeinschaft.

                         

Einblick in die Arbeit der Asylseelsorge können Sie in den Artikeln aus forumKirche erhalten:

Ein Stück Leben teilen

Eine Oase für Asylsuchende

Krieg ist kein Asylgrund

Kirchenglas
Quelle: Pixabay

Impressionen

Asylseelsorgende

Meike und Marc Ditthardt

Meike und Marc Ditthardt

Asylseelsorge


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