Islamischer Unterricht im Thurgau wird ausgebaut
Seit August 2010 gibt es in der Primarschule Kreuzlingen einen islamischen Religionsunterricht für muslimische Kinder. Das grosse Interesse am islamischen Religionsunterricht in der Primarschule Kreuzlingen ist seit der Einführung vor zwölf Jahren nicht abgebrochen. 2019 bekundeten deshalb Vertreter*innen der Moscheegemeinschaften ihr Interesse, ein analoges Projekt in Romanshorn zu realisieren. Daraufhin stellten Matthias Loretan, Präsident des Interreligiösen Arbeitskreises im Kanton Thurgau, sowie Imam Yusuf Gürgün das Projekt im November desselben Jahres der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Romanshorn vor, die eine Einführung grundsätzlich bejahten. Im September 2021 wurde das Projekt an die Vertreter*innen der beiden Kirchgemeinden in Romanshorn herangetragen, die jeweils Mitglieder in die vorbereitende Projektgruppe delegierten. Nun soll ab August dieses Jahres in zwei Romanshorner Schulhäusern versuchsweise während drei Jahren muslimischen Primarschüler*innen der 4.–6. Klasse auf Hochdeutsch eine Wochenlektion islamischer Religionsunterricht erteilt werden. Dabei vermitteln die Lehrer*innen zentrale Inhalte des islamischen Glaubens aus einer Innenperspektive der Religionsgemeinschaft. Im ersten Schuljahr unterrichten Muhammed Karasoy, Imam der türkischen Moscheegemeinde in Bürglen, und Sümeyra Karasoy, Religionsbeauftragte für die türkischen Moscheen im Thurgau. Der Unterricht ist freiwillig. Ab Juni können muslimische Eltern ihre Kinder dafür anmelden.
Akzeptanz und Wertschätzung
Finanziert werden die insgesamt auf 37 000 Franken budgetierten Kosten im Rahmen des Pilotprojekts zu je einem Drittel von den Eltern der Schüler*innen, den beiden islamischen Moschee-Vereinigungen im Oberthurgau und von Spendern und Sponsoren. Daniel Ritter, Leiter der Fachstelle Religionspädagogik der katholischen Landeskirche Thurgau sagte dazu: «Der kirchliche Religionsunterricht am Lernort Schule stellt einen wichtigen Beitrag der Kirchen zur Bildung dar, sorgt für eine Integration unterschiedlicher Lebensbereiche und für die Stärkung der teilweise religiös begründeten Werte unserer Gesellschaft. In dieser Gesellschaft, die inzwischen multireligiös geprägt ist, müssen die verschiedenen grösseren Religionsgemeinschaften einen eigenen Unterricht anbieten können – was nicht zuletzt auch mit Akzeptanz und Wertschätzung zu tun hat».
Sarah Stutte
Weitere Informationen unter: www.thurgau-interreligioes.ch
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