Ein Beitrag zum mündigen Christsein
Nach der Pensionierung von Bruno Strassmann hat Jean-Pierre Sitzler die Leitung der Fachstelle Kirchliche Erwachsenenbildung (KEB) der katholischen Landeskirche Thurgau übernommen. Der 34-jährige Theologe setzt auf Digitalisierung und sieht in Pilgerreisen eine gute Möglichkeit, Glaubenswissen zu vertiefen.
Noch vor wenigen Monaten war Jean-Pierre Sitzler als Referent für Kirche und Tourismus am Bodensee in der Erzdiözese Freiburg (D) tätig. In dieser Funktion leitete er ein ökumenisches Team zum Projekt «Kirchen auf der Landesgartenschau Überlingen », die Corona-bedingt auf 2021 verschoben wurde. Zu seinem Auftrag zählte die Kooperation von Kirchen und Tourismusverbänden unter dem Titel «Kirchen, Klöster, Weltkultur», die ihn auch mit dem Kunstmuseum Thurgau in Kontakt brachte. Da er die religiöse Erwachsenenbildung schon im Studium für sich als reizvolle Aufgabe entdeckte, ergriff er im Herbst die Gelegenheit und wechselte nach zweijähriger Berufspraxis zur KEB in den Thurgau. Erste Erfahrungen mit der Kirche sammelte der gebürtige Karlsruher schon als Ministrant und in Kindergruppen seiner Pfarrei, wo er als Jugendlicher dann auch Leitungsverantwortung übernahm. Es folgte das Theologiestudium in Freiburg (D). In Zusammenhang mit seiner Dissertation über den «Tod in den Weisheitsschriften des Alten Testaments» verbrachte er ein Studienjahr in Jerusalem.
Erlerntes umsetzenDie Situation der katholischen Kirche erlebt er derzeit als angespannt. «In der Kirche schlummert viel Potential, zugleich stehen wir vor einer Zerreisprobe. Wohin wird sich die Kirche entwickeln?», sagt Jean-Pierre Sitzler. In dieser turbulenten Zeit sieht er die Aufgabe der KEB darin, einerseits fundiertes Glaubenswissen anzubieten und andererseits Menschen dazu zu motivieren, das Erlernte auch anzuwenden, z. B. in konkreten Diensten, die den Aufbau der Gemeinde fördern, oder indem sie in all - täglichen Begegnungen ihren Glauben zur Sprache bringen. «Die Erwachsenenbildung kann einen wichtigen Beitrag zu einem verantworteten, mündigen Christsein in der Gegenwart leisten», so Sitzler.
Die Chance von PilgerreisenWährend der neue Leiter sich zu Beginn erst einen Überblick über die Angebote der letzten Jahre verschaffte, ist er nun dabei, Kontakte zu Kooperationspartnern und anderen Fachstellen zu knüpfen und das neue Programm für den Herbst zu planen. Neben den bewährten Angeboten der KEB sieht Sitzler auch in Pilger- und Bildungsreisen ein grosses Potential. «Sie bieten eine gute Gelegenheit, das Interesse an Kunst und Geschichte mit Religiosität und Alltagskultur zu verbinden und damit Glauben und Spiritualität zu fördern», führt er aus. Eine konkrete Idee hat er dabei noch nicht vor Augen. Da Präsenzveranstaltungen in nächster Zeit gar nicht oder nur eingeschränkt möglich sein werden, hat für Jean-Pierre Sitzler derzeit die weitere Digitalisierung der Kurse oberste Priorität. Neben Videokonferenzen sollen vermehrt auch Unterlagen, Videos und E-Learning-Aufgaben zur Verfügung gestellt werden, die das individuelle Lernen fördern und damit flexibleres Arbeiten ermöglichen.
Detlef Kissner, forumKirche, 12.1.21