Luzern, 23.8.21 (DACHS/Red.). Die Verantwortlichen der deutschsprachigen kirchlichen Kinder- und Jugendverbandsarbeit bekräftigen die Notwendigkeit der Veränderung der Sexuallehre der katholischen Kirche, da sie immer noch einen Risikofaktor für sexualisierte Gewalt darstellt. Die jetzige Sexuallehre steht gegen die Botschaft des Evangeliums und verursacht viel Leid.
Der gemeinsame Appell der Vertreter*innen aus vier Ländern wurde im Zuge des Vernetzungstreffens in Brixen (Südtirol) vom Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ), der Katholischen Jugend Österreich (KJÖ), Katholischen Jungschar Österreich (KJSÖ), Vertreter*innen der kirchlichen Jugendarbeit der Schweiz und von Südtirols Katholischer Jugend (SKJ) ausgesprochen.
Gregor Podschun, BDKJ-Bundesvorsitzender erklärt: „Die Verletzung von Menschenrechten durch die katholische Kirche insbesondere mit Blick auf homosexuelle sowie trans*-, inter- und queere Menschen ist nicht länger hinnehmbar und widerspricht dem Evangelium. Insbesondere die Kirche ist eigentlich gefordert vulnerable Gruppen zu schützen und die gleiche Würde und Rechte aller Menschen zu verwirklichen.“
„Dass die diskriminierende Sexuallehre ein Identifikationsmerkmal der katholischen Kirche geworden ist, finden wir empörend“, meint Murielle Egloff, Präsidentin der Ministrant*innenpastoral der Deutschschweiz. „Diese Entwicklung steht in keiner Tradition, sondern hat erst in den letzten hundert Jahren stattgefunden.“
Tobias Kirschner, ehrenamtlicher Vorsitzender der KJÖ, ergänzt: „Durch die Ignoranz gegenüber human- und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen wird der systemische Machtmissbrauch ermöglicht. Zur Verhinderung sexualisierter Gewalt ist eine Neuerarbeitung der kirchlichen Sexuallehre notwendig.“
Die Vertreter*innen der vier Länder haben sich zum Thema auch mit Pfarrer Dr. Wolfgang Rothe ausgetauscht. „Ich möchte die Kirche - unsere und auch meine Kirche - nicht diesen machtgeilen Moralisten überlassen, die sie für ihre Zwecke, nämlich für ihren Machtzuwachs und Machterhalt, missbrauchen“, so Rothe.
Über dieses inhaltliche Thema hinaus beschäftigte sich die DACHS-Vertretung mit dem Thema Kinder- und Jugendpartizipation in Pfarrgemeinden. „Es wird Zeit für echte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in der Kirche. Mitgestaltung und Mitentscheidung darf sich nicht nur auf Gottesdienstgestaltungen beschränken, sondern muss auch tief in die Struktur mitaufgenommen werden“, findet Simon Klotzner, 1. Landesleiter von Südtirols Katholischer Jugend.
Im vierten Jahr des Vernetzungstreffens vom 20. bis 22. August 2021 in Brixen legten die Vertreter*innen die Grundlage für eine dauerhafte Zusammenarbeit zwischen den vier Ländern. Einen Schwerpunkt wird die Ermöglichung der Partizipation von jungen Menschen an den Prozessen der Bischofssynode 2023 in Rom bilden.
DACHS/Red.
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